Letzte Woche habe ich gemeinsam mit 11 weiteren Teilgeber*innen eine einzigartige, fünfmonatige Coach Ausbildung absolviert. VORSPRUNGatwork hat dieses Format zunächst für die eigenen Kunden entwickelt und bietet es inzwischen offen an. Mehr Informationen gibt es hier.
Als Coach für Design Thinking und Innovationsprozesse erlebe ich häufig wie ein Team nach einem Workshop vollauf begeistert für eine neue Art der Zusammenarbeit ist und mit den Hufen scharrend darauf brennt kreatives, agiles, kollaboratives Arbeiten in die Tat umzusetzen. Die Menschen können es kaum erwarten, die vielen coolen Ideen endlich fliegen zu lassen, ihre Prototypen unter realen Bedingungen zu testen, weiter zu lernen und die Organisation voranzubringen.
Leider scheitern sie an den Silos, an den Hierarchien und an den ganz einfachen Sätzen von „das haben wir schon immer so gemacht“bis hin zu „was soll der Kindergarten?“.
Auf Meetups, Konferenzen und in den Netzwerken höre und lese ich die Fragen: „Wie schaffen wir es kundenzentriertes, agiles, kollaboratives Arbeiten in unseren Alltag zu integrieren?“ Es geht um „Top-Down vs. Bottom-Up“, um „Mindsets“, die resetted werden sollen, um Spotify Modelle und was weiß ich alles. Aus den Medien schallt es; Agile, Scrum, Design Thinking und Co. funktionierten nicht, brächten nichts, „sind nichts für uns“. Gleichzeitig erleben wir doch alle einen großen Druck, etwas zu verändern!
Über die Jahre hatte ich meinen Werkzeugkoffer schon gut gefüllt und vieles ausprobiert, trotzdem hat mir etwas gefehlt, was ich nicht so genau benennen konnte. Viele Angebote wirkten auf mich recht methodenlastig, bzw. gingen von einem Menschenbild aus, mit dem ich wenig anfangen kann – zum Beispiel wurden Menschen „abgeholt“ und „mitgenommen“ oder das ganze klang schon sehr nach „Wellness at New Work“.
Dann las ich auf der Website von VORSPRUNGatwork, Weinheim,…
„Wir arbeiten an einer Wirklichkeit, in der jede*r unbegrenzt werthaltig beitragen kann. Wir sind der Meinung, dass Menschen und Unternehmen ihr Potential entfalten können, wenn sie Wege schaffen, veraltete Strukturen, Misstrauen und Bürokratie zu überwinden.”
… und fühlte mich angesprochen. Fünf Monate, fünf Module, mit 11 völlig verschiedenen und faszinierenden Co-Auszubildenden, drei großartigen Coaches, unzähligen Erlebnissen und zwei nervenaufreibenden Arbeitsproben später erhielt ich am 13. Februar, 2020 stolz das vom TÜV Saarland geprüfte Zertifikat „Transformationscoach“.
Welches Potential hat die Ausbildung in mir entfaltet?
VORSPRUNGatwork setzt beim Menschen an und das ist keine Floskel. Ihre Vorgehensweise basiert darauf Erlebnisse zu ermöglichen aus denen Erkenntnisse entstehen können, die wiederum Verhalten verändern. An der Stelle von Input tritt Selbermachen und vor allem Spüren. Die Coaches haben uns ständig dazu ermutigt, einfach zu machen und immer wieder betont, dass es sowieso keinen richtigen oder falschen Weg gibt, sondern, dass wir alle gemeinsam zum Lernen da sind. Das sah konkret so aus, dass wir Teilgeber*innen alle Themen in Kleingruppen erarbeitet und vorgetragen haben, um in der ausgiebigen Reflexion durch kollegiale Beratung unsere Erkenntnisse daraus zu ziehen. So lernte ich nicht nur mein Verhalten und meine Wirksamkeit, sondern auch meine Haltung und mein „Warum“ immer wieder zu überprüfen.
Das brachte auch mit sich, dass ich mich von einigen erlernten Mustern befreien durfte! Ich habe „entlernt“ um Neues zu lernen. Zum Beispiel, habe ich in meinen eigenen Workshops inzwischen ausprobiert, wie es sich für mich anfühlt, eine Gruppe weniger zu steuern. Das bedeutet, dass ich z.B. keine Vorgaben mache für eine Übung und mehr auf meine Sprache achte, damit die Gruppe selbst den Weg findet der sich für sie am besten anfühlt. Das erste Mal fühlte sich das ein wenig wie Seiltanz an aber die konzentrierte Stimmung und die tollen Ergebnisse haben mich darin bestätigt. Wenn ich mich bewusst entscheide, nicht steuernd einzugreifen, kann die Gruppe einen großen Schritt in Richtung Lösung machen.
Ich habe gelernt, dass es sich lohnt, zuerst in die Bildung des Teams zu investieren. Bei VORSPRUNGatwork heißt das „Levelling“ und wird intensiv gelebt. Inzwischen stelle ich sicher, dass ich jeder Gruppe dafür soviel Zeit und Raum gebe, wie sie braucht und ich erlebe, dass es sich „nach hinten raus“ immer lohnt, weil das Vertrauen da ist, um jede Idee und jede Meinung zu hören und einzubinden.
Natürlich haben wir uns mit Komplexität, Emergenz, Taylorismus, Agilität usw. beschäftigt und auch hier haben die Coaches uns dazu angehalten, die Themen für uns selbst zu erarbeiten und in der Gruppe zu reflektieren. Ich habe auf alle Fälle ein viel tieferes Verständnis für die Herausforderungen von Individuen und Organisationen in der aktuellen Arbeitswelt gewonnen. Das zahlt sich bei der Vorbereitung und Planung meiner Coachings und Workshops aus und hilft mir bei der Kommunikation mit Auftraggebern enorm weiter. Für die Vertiefung zwischen den Modulen war ich sehr dankbar auf den Learning Space von VORSPRUNGatwork zurückgreifen zu können – ein geschütztes Portal voller Wissen und Erfahrungen.
Die Auseinandersetzung mit Themen wie Menschenbild, Systemintelligenz und Gruppendynamik haben dazu geführt, dass ich mich in meiner Rolle als Coach sicherer fühle und mich mehr auf die Menschen als auf einen Ablauf oder Methode fokussiere. Dadurch habe ich mehr Freiheit und Freiräume gewonnen und kann spontaner und echter den jeweils passenden Rahmen für die Gruppe gestalten. Jetzt folgen die Methoden mir und ich habe mir eine neue Leichtigkeit im Umgang mit ihnen angeeignet.
Seit Oktober 2019 ist unsere Gruppe aus 12 Teilgeber*innen und drei Coaches ganz schön zusammengewachsen. Ich durfte erleben, wie Menschen sich nach und nach in ihrer ganzen Verletzlichkeit und Kompetenz gezeigt haben und freue mich, dass diese Menschen bald ihre Kolleg*innen und Partner auf dem Weg der Transformation begleiten werden. Im Laufe der fünf Module habe ich eine Veränderung an mir gespürt, die auch mein Umfeld beeinflusst hat. Meine Kommunikationsmuster haben sich positiv verändert, ich spüre mehr Neugierde und Geduld in den Begegnungen mit anderen. Ich höre besser und genauer zu. Menschen, die mich kennen, sagen ich wirke zufriedener und entspannter. Ich glaube fest daran, dass all diese Veränderungen mich insgesamt zu einer besseren und effektiveren Begleiterin von Transformationsprozessen machen und freue mich riesig auf alle Menschen mit denen ich in Zukunft arbeiten darf!
Wenn sich Unternehmen im Sinne einer Transformation wirklich tiefgreifend verändern wollen, braucht es ein neues Verständnis von Veränderung. Das bedeutet für uns:
Weniger Veränderung IM bestehenden Organisationssystem und mehr Veränderung AM Organisationssystem.
Weniger Planen, Kontrollieren und Steuern von Veränderung und mehr Raum für das Entstehen lassen von Veränderung.
Weniger einen statischen Zustand A in einen statischen Zustand B überführen und mehr Veränderung als natürlichen, niemals endenden Prozess sehen.
Wer diese Perspektiven einnimmt, fragt nicht mehr nach dem Ende der Transformation, sondern nach dem Ende des Stillstands.
Die schlechte Nachricht:
Transformation bedeutet entgegen der Spielregeln des bestehenden Systems zu handeln. Und das erfordert jede Menge Entschiedenheit, Mut und Vertrauen.
Die gute Nachricht:
Entschieden, mutig und vertrauensvoll neue Wege zu gehen fördert gleichzeitig Entschiedenheit, Mut und Vertrauen in der Organisation.
Ist Veränderung für dein Unternehmen ein notwendiges Übel oder Ausdruck der unternehmenseigenen Lebendigkeit?
Bist du bereit entschieden voranzuschreiten?
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